Liebe Kolleginnen und Kollegen!
In Österreich nimmt seit den letzten Jahrzehnten aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung der Anteil der älteren Bevölkerung stetig zu. 2023 beträgt der Anteil der Bevölkerung über dem 65. Lebensjahr knapp 20% der Gesamtbevölkerung. Dieser Anteil wird sich in den nächsten Jahrzehnten durch die Alterung der „Babyboomer“ noch weiter erhöhen, sodass dieser laut Statistik Austria 2030 ca. 23% und im Jahre 2050 ca. 27% betragen wird.
Im Bereich der Zahnmedizin werden nicht nur häufiger ältere PatienInnen in der Praxis vorstellig werden, sondern es werden auch immer häufiger systemische Erkrankungen und Polypharmazie eine Rolle spielen.
Eine reduzierte Mundgesundheit, verursacht durch schlechte Mundhygiene, Parodontalerkrankungen oder periapikale Zahnherde, kann zudem den Verlauf von Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus, Herzerkrankungen oder Demenz negativ beeinflussen. Durch die beeinträchtigte Kaufähigkeit kann es zu Malnutrition und Unterernährung kommen. Zusätzlich stellt eine übermäßige Plaquebildung durch die deutlich herabgesetzte Mundhygiene ein hohes Risiko für eine Aspirationspneumonie, mit folglich erforderlicher Hospitalisierung und Intensivpflichtigkeit dar.
Eine entsprechende Mundhygiene und Prophylaxe sind deshalb primäre Voraussetzungen für eine orale Gesundheit, um der älteren Bevölkerung eine suffiziente Nahrungsaufnahme zu ermöglichen, eine Malnutrition zu vermeiden und Alterserkrankungen nicht noch mehr voranschreiten zu lassen. Die zahnmedizinische Versorgung dieser älteren Bevölkerung stellt eine große Herausforderung dar, da individuelle Faktoren wie Allgemeinerkrankungen, Medikamentenanamnese, psychischer Status, Belastbarkeit, motorische Fähigkeiten, oft falsche Erwartungen, aber auch das vorhandene soziale Umfeld zu berücksichtigen sind, insbesonders bei prothetischen und implantat-prothetischen Versorgungen. Die zahnmedizinische Versorgung sollte demnach mit zunehmendem Alter immer individueller werden, da die persönlichen Beeinträchtigungen Fall für Fall berücksichtigt werden müssen.
Grundsätzlich stellt das Alter für die Versorgung mit implantat-getragenem Zahnersatz keine Kontraindikation dar. Es müssen allerdings die individuellen Voraussetzungen geprüft und berücksichtigt und Möglichkeiten einer nachfolgenden Umgestaltung in Betracht gezogen werden. Vorteile für ältere PatientInnen sind in diesem Zusammenhang eine verbesserte Kaufähigkeit und dadurch eine gesündere Ernährung, aber auch eine verbesserte psychosoziale Lebensqualität.
Erfahren Sie im ersten und zweiten Teil dieses Newsletters mehr über „Mundhygiene und Prophylaxe“ und „Ernährung im Alter“. Im dritten und vierten Teil geht es um Möglichkeiten von implantat-getragenem Zahnersatz im Alter. Abgerundet wird dieser Newsletter durch einen interessanten Patientenfall mit minimal invasiver implantologischer Versorgung.
Letztendlich geht es darum, unseren Patienten trotz des höheren Alters und der damit mehr oder weniger ausgeprägten körperlichen und geistigen Einschränkungen ihre orale Gesundheit beizubehalten bzw. wieder herzustellen.
Mein Dank gilt allen, die zum Gelingen dieses Newsletters beigetragen haben.
Als Leiterin der Arge Gerostomatologie wünsche ich Ihnen viel Freude mit diesem Newsletter und hoffe, dass Ihr Interesse für die Gerostomatologie geweckt oder gestärkt werden kann, denn nur gemeinsam können wir in Zukunft unseren älteren PatientInnen eine adäquate zahnmedizinische Versorgung zukommen lassen. Ihre Michaela Nebl-Vogl
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