In diesem Beitrag informieren wir über die Bedeutung von Speichel
in der Auslösung einer Entzündungsantwort in vitro mit möglicher Implikation bei der oralen Wundheilung. Speichel ist bekanntlich wichtig für die Befeuchtung der Mundhöhle und als Gleitmittel für Nahrungsbestandteile, für die Entfaltung von Geschmack und Geruch, die Verdauung, den Schutz der Mundschleimhaut und des Ösophagus, und er bietet auch Schutz vor Abrasion, Erosion und Karies. Speichel enthält zudem antibakterielle Proteine, und eine mögliche Wirkung auf die orale Wundheilung wird diskutiert (1). Die orale Wundheilung läuft vergleichsweise rascher ab als die Heilung von Hautwunden (2). Die Entfernung der Speicheldrüsen bei Nagern führte in Studien zu einer verzögerten Wundheilung der Mundhöhle und der Haut (3, 4). Auch aus eigener Erfahrung wissen wir, wenn wir eine Hautverletzung haben, benetzen wir diese fast instinktiv mit Speichel. Kann also Speichel die Wundheilung fördern?
Um dieser Frage nachzugehen hat das Team um Frau Prof. DDr. Cvikl (5) und Herr Dr. Müller (6) die Antwort von Zellen aus der Mundhöhle auf Speichel studiert. Speichel bewirkte eine massive Entzündungsantwort bei Fibroblasten der Gingiva und bei Makrophagen. Speichel bediente sich dabei der Aktivierung des Toll-like Rezeptor 4, der die angeborene Immunabwehr von Gram-negativen Bakterien reguliert. Obwohl vermutet werden kann, dass Bakterien im Speichel die Aktivierung des Toll-like Rezeptors 4 verursachen, sind auch andere Erklärungsmodelle zulässig. Beispielsweise könnten Polysaccharide und Hitzeschockproteine, die ebenfalls im Speichel vorkommen diesen Effekt hervorrufen. Unabhängig jedoch von der Aufklärung des Mechanismus zeigen die Daten aus der Grundlagenforschung, dass Speichel eine Entzündungsantwort hervorrufen kann und so möglicherweise die frühe Phase der oralen Wundheilung unterstützt.
Literatur 1. Dawes C et al. The functions of human saliva: A review sponsored by the World Workshop on Oral Medicine VI. Arch Oral Biol 2015;60(6):863-874.
2. Wong JW et al. Wound healing in oral mucosa results in reduced scar formation as compared with skin: evidence from the red Duroc pig model and humans. Wound Repair Regen 2009;17(5):717-729.
3. Bodner L, Dayan D, Pinto Y, Hammel I. Characteristics of palatal wound healing in desalivated rats. Arch Oral Biol 1993;38(1):17-21.
4. Bodner L, Knyszynski A, Adler-Kunin S, Danon D. The effect of selective desalivation on wound healing in mice. Exp Gerontol 1991;26(4):357-363.
5. Cvikl B, Lussi A, Moritz A, Sculean A, Gruber R. Sterile-filtered saliva is a strong inducer of IL-6 and IL-8 in oral fibroblasts. Clin Oral Investig 2015;19(2):385-399.
6. Müller HD, Cvikl B, Lussi A, Gruber R. Chemokine expression of oral fibroblasts and epithelial cells in response to artificial saliva. Clin Oral Investig 2015 Sep 5 [Epub ahead of print].
Korrespondenz:
Prof. Dr. Reinhard GruberBernhard-Gottlieb
Universitätszahnklinik
Medizinische Universität Wien
Sensengasse 2a
1090 Wien
reinhard.gruber@meduniwien.ac.at